Anthroposophische Medizin zwischen WHO-Pandemie­abkommen und dem Schritt in ihr zweites Jahrhundert

Anthroposophische Medizin zwischen WHO-Pandemie­abkommen und dem Schritt in ihr zweites Jahrhundert

24 April 2024 Adam Blanning & Marion Debus & Karin Michael 350 mal gesehen

Die Corona-Zeit hat in einem bis dahin nicht gekannten Umfang eine Mischung von Medizin und Politik in das Bewusstsein aller gebracht. Sie schuf eine ungewöhnliche und für viele unangenehme Verbindung dieser beiden sehr unterschiedlichen Aspekte des Lebens.


Jetzt, nach dieser Erfahrung, gibt es breite Bestrebungen, die weltweiten gesundheitspolitischen Strategien zu vereinheitlichen und Behandlungsprotokolle zu standardisieren. Andererseits zeigen sich in einer gegensätzlichen Geste – besonders in der Anthroposophischen Medizin und Gesellschaft – Bemühungen, die individuelle medizinische Entscheidungsfindung zu fördern und zu verteidigen. Wie können diese beiden Aspekte miteinander in Einklang gebracht werden und welche Rolle sollte die Anthroposophische Medizin in dieser Dynamik spielen?

In diesem Jahr ist es hundert Jahre her, dass Rudolf Steiner die Keime für viele anthroposophische Aktivitäten in der Welt gesät hat, mit Kursen für junge Ärzte, Eurythmistinnen, Landwirte, Heilpädagoginnen, Priester und andere. Wir befinden uns nun in einer Zeit, in der viele Menschen nach neuer Orientierung für diese anthroposophischen Tätigkeitsfelder fragen, um sie im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln. In gewisser Weise gehört das zu einem hundertjährigen Zyklus, aber das Geschehen wird auch von den kulturellen und politischen Fragen unserer Zeit beeinflusst. Dazu gehört das aktuelle Pandemieabkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Artikel möchte einen Einblick gewähren in die laufenden Verhandlungen innerhalb der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über ein vorgeschlagenes Pandemieabkommen (auch als Pandemievertrag bezeichnet).

Während die Arbeit an dem Pandemieabkommen viel Aufmerksamkeit erregt hat, laufen in der WHO zwei wichtige Prozesse parallel. In beiden werden Vorschläge vorbereitet, über die auf der Weltgesundheitsversammlung im Mai abgestimmt werden soll. Die Verhandlungen über das Pandemieabkommen begannen im Jahr 2022. Ein neuer Entwurf des Abkommens wurde Anfang März 2024 veröffentlicht und dient als Grundlage für diesen Artikel. Weniger sichtbar sind die Verhandlungen über eine Überarbeitung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR – International Health Regulations). Diese Verhandlungen sind noch im Gange und können online verfolgt werden, jedoch gibt es derzeit keine Entwürfe zur Einsichtnahme. Das letzte verfügbare Dokument ist die dritte Revision der IHR, die 2005 durchgeführt wurde.

Die Überarbeitung der IHR ist komplex, da 16 Länder mehr als 300 Änderungsvorschläge zu den IHR eingereicht haben.[1] Diese Änderungsvorschläge betreffen eine Vielzahl von Themen und gehen manchmal in entgegengesetzte Richtungen; ein Überprüfungsausschuss der WHO hat die vorgeschlagenen Änderungen eingehend analysiert.[2] Die nächste und letzte Sitzung dieser beiden Ausschüsse vor der Weltgesundheitsversammlung findet vom 22. bis 26. April 2024 statt.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Webseite der Wochenschrift lesen. Falls Sie noch kein Abonnent sind, können Sie die Wochenschrift für 1€ kennenlernen.

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Titelbild Außenansicht eines Teils des WHO-Hauptquartiers in Genf, Schweiz, 2023, Foto: WHO/Pierre Albouy

Fußnoten

1. Proposed amendments to the International Health Regulations (2005) submitted in accordance with decision WHA75(9) (2022).
2. Report of the Review Committee regarding amendments to the International Health Regulations (2005).