Aufruf zum Umgang mit ‹Naturstimmungen›

Aufruf zum Umgang mit ‹Naturstimmungen›

23 August 2021 Christiane Haid 5753 mal gesehen

Die Sektion für Bildende Künste ruft dazu auf, sich mit Arbeiten zu den ‹Naturstimmungen› von Rudolf Steiner für eine Tagung und Ausstellung 2022 einzubringen.


Im Juni 2022 ist es 100 Jahre her, dass die Malerin und Bildhauerin Henny Geck Rudolf Steiner nach einem Mallehrgang fragte, durch den Malerinnen und Maler objektive Gesetzmäßigkeiten des Geistigen kennenlernen könnten. So schuf Steiner im Sommer 1922 mit den ‹Naturstimmungen› neun Schulungsskizzen in Pastell; weitere folgten in den kommenden Jahren.

Nach den Vorträgen über ‹Das Wesen der Farben› im Mai 1921 (GA 291), in denen Rudolf Steiner über Bild- und Glanzfarben sprach, kann man über die Motive, die er nun den Malerinnen und Malern gab, erstaunt sein. Es sind nicht Farbklänge, sondern Motive von Naturvorgängen – ‹Sonnenaufgang› und ‹Sonnenuntergang›, ‹Scheinender Mond›, ‹Blühende oder fruchtende Bäume›, ‹Sommerbäume› und ‹Monduntergang› –, die den Ausgangspunkt dieses Schulungswegs bilden. Damit ist ein feiner, in das Innere der Naturvorgänge zielender Weg angeregt, der die Wirkungen des Lichtes in ihrer kosmischen Erscheinung und im Naturgeschehen als Übungsgegenstand hat.

Studium der Naturerscheinungen

Das treue Studium der sinnlich erfahrbaren Naturerscheinungen ist unbedingte Grundlage, die dann allerdings im tieferen Sinne den Wirkungen des Lichtes in den Naturerscheinungen nachlauscht und dies in Farberlebnissen ins Bild setzt. Wie verhält sich das Licht, wenn die Sonne aufgeht? Welche Farbnuancen sind hier die wirksamen? Und wie gestaltet es sich bei Sonnenuntergang: Kommen da andere Farbstimmungen hinzu? Wo herrschen kältere und wo wärmere Farbtöne vor – und was bedeutet das für die Gesamtkomposition des Bildes? Welche Formgebungen ziehen die jeweiligen Farbnuancen und das Motiv selbst nach sich? Welches innere Erleben mit den Farben ergibt sich für Malerinnen und Maler sowie für die Betrachterinnen und Betrachter, und wie wirkt dieses auf die moralische Gestimmtheit der Seele? Und führt der Umgang mit den Skizzen zu einer anderen Art der Naturwahrnehmung?

Seit 100 Jahren haben sich Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichster Prägungen und Orientierungen mit den Schulungsskizzen der Naturstimmungen von Rudolf Steiner befasst.

Intensivwoche ‹Naturstimmungen›

Ausgehend von der ersten Schülergeneration Henny Gecks haben Gerard Wagner, Walther Roggenkamp, Fritz Billing und andere diese Motive in vielfältiger Art aufgegriffen und weiterentwickelt. Die an sie anschließende Generation ging wieder in verschiedenartiger Weise damit um. Um diese Arbeit zu würdigen, zu dokumentieren und die von ihr seither ausgehenden schöpferischen Impulse erlebbar zu machen, wird die Sektion für Bildende Künste von 1. bis 8. August 2022 eine Intensivwoche zu den ‹Naturstimmungen› am Goetheanum veranstalten. Sie wird den Schulungsskizzen und dem seit 100 Jahren in unterschiedlicher Weise gepflegten Umgang mit ihnen gewidmet sein. Die Sektion bittet Künstlerinnen und Künstler, die mit den Skizzen gearbeitet haben, ihre Arbeit vorzustellen und ihren Ansatz zu skizzieren. Aus den eingesandten Bildern und Arbeitsansätzen wird die Sek­tion eine Auswahl treffen für die Tagung und für eine Ausstellung.

Die Intensivwoche soll einerseits dem Austausch der unterschiedlichen Arbeitsansätze mit den Skizzen dienen und für kunstinteressierte Laien eine Einführung in die Arbeit mit den Skizzen bieten. Ab 1. August 2022 wird die Ausstellung mit Skizzen von Rudolf Steiner, Arbeiten von Henny Geck, Gerard Wagner, Elisabeth Wagner-Koch, Walther Roggenkamp, Fritz Billing und anderen stattfinden. Über eine Beteiligung besonders auch jüngerer Künstler/innen würde sich die Sektion freuen.

Bitte melden Sie sich mit Ihrer Dokumentation in digitaler oder gedruckter Form und einer Kurzbeschreibung Ihrer Arbeit bei der Sektion für Bildende Künste.


Kontakt Goetheanum, Sektion für Bildende Künste, Naturstimmungen, Rüttiweg 45, 4143 Dornach, Schweiz, sbk@goetheanum.ch