Covid-19: Die Zukunft ins Auge fassen

Covid-19: Die Zukunft ins Auge fassen

05 März 2021 Georg Soldner 19215 mal gesehen

Zur Frage der Impfung gegen das Coronavirus hat die Medizinische Sektion ein Statement veröffentlicht und eine ausführliche Erklärung publiziert. Georg Soldner geht im Gespräch mit Wolfgang Held näher darauf ein.


Wie ist die Lage aktuell?

Georg Soldner
Angesichts der vielen Erkrankten und Verstorbenen müssen wir Mediziner und Medizinerinnen und die politisch Verantwortlichen handeln, auch wenn wir vieles noch nicht wissen – ein in der Medizin übrigens nicht seltener Fall. Dieses Nicht-Wissen und Noch-nicht-Verstehen sollten wir auch in der anthroposophischen Bewegung anerkennen. Da überrascht mich oft die Gewissheit, mit der über Impfstoffe geurteilt wird – eine Sicherheit, die ich, der selbst impft und sich seit Jahrzehnten mit dem Impfen beschäftigt, nicht habe. Wir sind in einem Prozess des Verstehenlernens, wo sowohl Sachverstand als auch Offenheit zählen.

Was bedeutet es, wenn jetzt viele Menschen geimpft sind?


Entscheidend ist, dass schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle sehr viel seltener werden. Diese Hoffnung ist für Geimpfte, vor allem ältere Erwachsene, zunächst begründet. Wir wissen aber nicht, wie lange dieser Schutz anhält. Gegenüber mutierten Viren kann der Schutz schwächer sein. Ökologisch gesehen übt die Impfung selbst Druck auf das Virus aus, zu mutieren. Wir müssen auch die Annahme für wahrscheinlich halten, dass es Geimpfte gibt, die das Virus weitergeben können – auch wenn aktuelle Daten dafür sprechen, dass sie das wesentlich seltener tun als Ungeimpfte. Wir werden mit diesem Virus weltweit lange zu tun haben.

Wie sind die Impfreaktionen?


Vektor- und mRNA-Impfstoffe erweisen sich als nicht so gut verträglich. Jüngere Menschen reagieren stärker auf die Impfung, mit Schmerzen, Abgeschlagenheit, Fieber. Der Organismus wird ja dazu angeregt, das Spike-Eiweiß des Coronavirus zu bilden, und das provoziert das Immunsystem zur Gegenreaktion und zur Ausbildung einer Immunität. Diese Reaktion fällt allgemein bei einem jüngeren Organismus heftiger aus. Die Zahlen einer Berliner Klinik, wo das Personal geimpft wurde, lauten: 36 Prozent der Geimpften fühlten sich für mehrere Tage krank, 12 Prozent meldeten sich kurzzeitig arbeitsunfähig. Ähnliches war aus den Studien der Zulassung bekannt. Diese Impfreaktionen sind im Allgemeinen akut, sie verschwinden also wieder nach einigen Tagen. Wenn der Organismus allerdings schon geschwächt ist, können die Impfstoffe ihn auch nachhaltig erschüttern. Vor allem bei sehr alten, gebrechlichen Menschen raten Experten deshalb zur Vorsicht. Die Medizinische Sektion tritt dafür ein, dass man immer prüft, ob man für die Verarbeitung der Impfung ausreichend gesund ist.

Wie geht es weiter mit der Pandemie?


Wir sollten für die Pandemie ein Ziel anstreben und weniger auf die täglichen Zahlen blicken: Den Menschen, für die die Corona-Erkrankung aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen ein hohes Risiko bedeutet, bietet der Impfstoff eine wertvolle Perspektive. Wir sollten auch innerhalb der anthroposophischen Bewegung anerkennen, dass wir Menschen im höheren Alter durch die Impfung vor den schweren, ja tödlichen Folgen der Krankheit schützen können. Zentral aber bleibt die Souveränität, die Freiheit und Würde jedes einzelnen Menschen in unserer Gesellschaft, weshalb die Entscheidung zur Impfung frei sein muss und auch nicht durch ein System indirekter Impfpflichten untergraben werden darf. Unser Ziel muss sein, der Krankheit ihre Gefährlichkeit, auch die der Nacherkrankungen, zu nehmen. Dafür sind das Impfen und die gekonnte, integrative Behandlung, auch mit anthroposophischen Heilmitteln, ein wesentlicher Baustein. Wenn uns das gelingt, stellt sich die Pandemie anders dar, ohne überfüllte Intensivstationen und Bilder wie in Bergamo.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Website der Wochenschrift lesen.

Weiterlesen

Das Goetheanum · Ausgabe 10 · 5. März 2021

Titelbild: Fabian Roschka