Das Ätherische – Vierheit in der Einheit
Kolloquium der Naturwissenschaftlichen Sektion zu Grenzfragen des Lebendigen.
Was das Leben ist und wie es sich als Urkraft entfaltet, gehört zu den Kernfragen der Anthroposophie. Rudolf Steiner prägt dafür den Namen ‹Äther›. So wie seit antiker griechischer Zeit die materielle Welt in vier Elementen verstanden wird, so gilt dies gemäß anthroposophischer Anschauung auch auf der Stufe des Lebens. 1920 hielt Rudolf Steiner einen Vortragszyklus in Stuttgart über physikalische Themen: ‹Die Wärme auf der Grenze positiver und negativer Materialität›. ‹Wärmekurs› hat sich für diese, auch als ‹Zweiter Naturwissenschaftlicher Kurs› bezeichnete Vortragsreihe als Name gebildet. Dort und in seiner Kosmologie beschreibt Steiner die vier Elemente und die vier entsprechenden Ätherarten in ihrer Entstehung und ihrer wechselseitigen Beziehung. Der Bogen wird noch größer: In der Anthroposophie wird der Begriff der Wiederverkörperung auch auf die Erde als ganzes Lebewesen übertragen. Auch sie hat, so entwickelt es Rudolf Steiner in seinem Grundwerk ‹Geheimwissenschaft im Umriss›, einzelne Inkarnationen durchgemacht – jetzt sind wir in der vierten. Mit jedem neuen irdischen Werden entstand, so Steiner, ein weiteres Element sowie ein weiteres Element des Ätherischen. Der ‹Wärmeäther› entstand bereits zusammen mit dem Feuerelement auf dem alten Saturn, der ersten Verkörperung der Erde, der ‹Lichtäther› auf der zweiten, gemeinsam mit dem Luftelement, und der ‹Klangäther› und das Wasserelement auf der dritten Daseinsstufe der Erde. Im Lauf der jetzigen Erdentwicklung bildete sich der Lebensäther gemeinsam mit dem festen Erdelement.
Elemente und Äther sind untrennbar miteinander verbunden. Das ‹Ätherische› ist also in vier Glieder differenziert. Diesem Prozess folgend ist in dieser Evolutionsreihe auch die viergliedrige Leiblichkeit des Menschen entstanden. Es gibt also ‹peripherische Welten›, aus denen Leiblichkeit geboren wird. Diese Korrespondenz ist ein Schlüssel für das Verständnis der Beziehung zwischen Mensch und Kosmos. Eine gelebte Einsicht in die innere Welt-Leib-Beziehung würde zu einem anderen Umgang mit unserer Erde führen, als wir ihn aktuell pflegen. Die Ätherarten können in ihrer geistigen Wirksamkeit zunächst nur gedanklich erfasst werden. Konkret bedeutet das eine zweifache Aufgabe: die Erscheinungsformen in der Natur mit Aufmerksamkeit zu beobachten und sie im Erleben und Erkennen durch eine differenzierte Gedankenarbeit zu durchdringen. Im Vollzug können wir innerlich in den Zusammenhängen Ätherisches wahrnehmen. Elemente und Ätherarten entstehen aus einem gemeinsamen mittleren Bereich und differenzieren sich in zwei Richtungen: Verdichtung und Vergeistigung. Gelingt es uns, unsere Meditation auch aus einer inneren Wärme-Mitte zu entwickeln und in eine Verinnerlichung einerseits und in eine Weltverbindung anderseits zu differenzieren? Zur gemeinsamen Erarbeitung dieser Aufgabe – ein Brückenschlag von Meditation und Naturwissenschaft – lädt die Naturwissenschaftliche Sektion zu einem Kolloquium vom 13. bis 15. Juni ein.
Diese Nachricht erschien auch in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum›.
Bild Kolloquiumsflyer