Ich bin die Zukunft
Das rief die Landwirtin Ercilia Sahores zu den 700 im Goetheanum-Saal versammelten Landwirten und Gärtnerinnen. Sie meinte es im doppelten Sinne. Aus Mexiko angereist, kam sie aus einer früheren Zeitzone – aus der ‹Zukunft›. Zugleich berichtete sie von landwirtschaftlichen Projekten, die in die Zukunft führen.
Was für ein Bild: Wenige Wochen vor den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag von Rudolf Steiners Todestag treffen sich Arbeiter und Arbeiterinnen an der Erde von der ganzen Erde für die Erde. Vorn leuchtet das Plakat ‹Unsere Erde, unsere Zukunft›. Das Raunen verstummt, als aus dem Publikum eine einzelne Geige ertönt, die Chaconne von Bach. Es geht an der Jahrestagung der Landwirtschaftlichen Sektion um die ganze Erde und da spielt ein Einzelner, nimmt die 700 in seinen Bann. Dieses Bild – der oder die Einzelne und das Leben der Erde – zeigte sich im Laufe der Eröffnungsfeier noch einige Male.
Homöopathische Landwirtschaft
Auf der Bühne stehen Ueli Hurter und Eduardo Rincón. Erstmals ist der mexikanische Landwirt als neuer Co-Leiter der Landwirtschaftlichen Sektion Gastgeber für die Jahrestagung. So repräsentieren beide die Weite der Erde wie auch die Tatsache, dass Landwirte und Gärtnerinnen aus 47 Ländern zur Tagung angereist sind. «Es geht um die Zukunft, und deshalb ist es ein rein weibliches Panel», kündigt Ueli Hurter die vier Rednerinnen an, die von drei Projekten erzählen, aus dem Westen, dem Süden und dem Osten: Mexiko, Ägypten und Indien. Was für ein schönes Bild: Eduardo Rincón und Ueli Hurter flankieren die vier aus der Zukunft. Ueli Hurter beginnt mit einem weiten Bogen: «Die Beziehung von Mensch und Erde ist so alt wie die menschliche Geschichte. Die Moderne hat uns in Distanz gebracht zur Erde. Wir sehen sie von aussen, wie in Ding. Dafür haben wir die persönlich Freiheit gewonnen. Jetzt sind wir an einem kritischen Punkt, die Erde zerbricht uns unter den Händen und Füssen. Wir sind aufgerufen, uns aus Freiheit wieder mit ihr zu verbinden. Dabei geht es um ein Engagement für die ganze Erde. Und darum haben wir unsere Schwester Bewegungen aus der Familie für eine ökologische Landwirtschaft eingeladen an diese Tagung. Von der Einzelhofumstellung schauen wir jetzt auf größere Schritte, wir hören von drei Projekten, drei Programmen, die mit vielen Bauern und Bäuerinnen arbeiten, um die Zukunft von Tag zu Tag zu gestalten. Dabei geht es um die Verbesserung der vielen landwirtschaftlichen Kleinbetriebe und um die Verbesserung der Natur.» Zukunft zu ermöglichen, bedeute, den Mut für solche größeren Schritte zu haben, so Hurter. Dann nennt er die homöopathische Größe: 0,006 Prozent der in der Landwirtschaft tätigen Menschen arbeiten biologisch-dynamisch. Es müsste die Bevölkerung einer Kleinstadt, es müssten 17 000 Menschen im Saal versammelt sein, dass man sagen könnte: «Wenn dies alle Landarbeitenden sind, arbeitet einer, eine auf einem Demeterhof. Wie die hoch verdünnten Präparate, die auf den Acker gegeben werden: sehr wenig und sehr viel zugleich.»
Der Klimaweltmeister
Zuerst spricht Thoraya Seada aus Sekem, Ägypten. «Ich bin hier als Repräsentantin der ‹Economy of Love›. Ich möchte gerne unsere Geschichte mit euch teilen. Eine Geschichte der Liebe für unsere Erde, für unsere Böden, für unsere Gesundheit und unsere Gemeinschaft.» Dann zählt sie auf, worum es in dieser von Sekem gedachten Geschwisterlichkeit des Wirtschaftens geht: biodynamische Landwirtschaft weltweit zu verbreiten – den Landwirtinnen und Landwirten praktisches Wissen und Bewusstsein zu vermitteln, Anreize für die Umstellung sowie für den Markt zu entwickeln, die Konsumentinnen aufzuklären. Sekem, so Seada, bietet Schulungsprogramme zur Ausbildung und Befähigung von landwirtschaftlichen Kleinbetrieben an.
Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Webseite der Wochenschrift lesen. Falls Sie noch kein Abonnent sind, können Sie die Wochenschrift für 1 CHF/€ kennenlernen.
