Jugend in der Schwebe

Jugend in der Schwebe

23 Februar 2024 Nathaniel Williams 269 mal gesehen

Zahlreiche junge Menschen konsumieren neben den digitalen Medien auch psychedelische Drogen. In einer Welt, in der sie sich unter Druck fühlen, wollen sie sich loslösen und befreien. Sie suchen einen Ort, an dem sie sich ernsthaft verbinden und sich geistig erfahren.


Jeder Mensch kennt beide Bewegungen. In ‹Ready Player One›, dem Buch von Ernest Cline, das zu einem bekannten Film wurde, sind sie treffend dargestellt. Zu Beginn des Buches stellt der Protagonist seine Geschichte, die Situation der Welt und seinen Wunsch vor, dass jemand mit ihm offen gesprochen hätte, als er jung war. Er wünscht sich, jemand hätte ihm gesagt, dass die Geschichten über Gott Fantasien sind, die seit Jahrtausenden bestehen – ausgeklügelte Varianten des Weihnachtsmanns und des Osterhasen. Er wünscht sich, jemand hätte Dinge wie diese beschrieben:

«Nachdem wir einen Haufen Kriege um Landressourcen und unsere erfundenen Götter geführt hatten, organisierten wir schließlich alle unsere Stämme zu einer globalen Zivilisation. Aber ehrlich gesagt, so organisiert oder zivilisiert war das nicht. Und wir führten weiterhin eine Menge Kriege gegeneinander. Aber wir fanden auch heraus, wie man Wissenschaft betreibt, was uns half, Technologie zu entwickeln. Für einen Haufen haarloser Affen haben wir es geschafft, einige ziemlich unglaubliche Dinge zu erfinden: Computer, Medizin, Laser, Mikrowellenherde, künstliche Herzen, Atombomben.»(1)

Er wünscht sich, jemand hätte ihm die schlechte Nachricht überbracht: Diese Zivilisation hatte ihren Preis; sie wurde auf Technologien und Energien aufgebaut, die fast aufgebraucht waren. Er wünscht sich, jemand hätte ihm gesagt, dass die freigesetzten, umweltschädlichen Gase als Nebeneffekt die Temperaturen auf dem Planeten ansteigen ließen, was zu einem Anstieg des Meeresspiegels, zum Massenaussterben von Pflanzen und Tieren und zum Kampf der Menschen gegen Obdachlosigkeit und Hunger führte. Er wünscht sich, er hätte gewusst, dass die Menschen jetzt um die verbleibenden Ressourcen kämpften und dass die Zukunftsaussichten düster waren. Zum Glück hat er einen Ausweg, die ‹Oase› – ein Portal in eine virtuelle Welt, die ihm Vernunft, einen Spielplatz und eine Vorschule bietet, einen verwunschenen Ort, an dem es noch Möglichkeiten gibt. In dieser Welt kann er einen Avatar erschaffen, der nicht durch irdische Realitäten beschränkt ist.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Webseite der Wochenschrift lesen.

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1. Ernest Cline. Ready Player One. Random House, 2011.

Zum Bild Die Story-Filter der Social-Media-Plattform Instagram erinnern an Rausch. Das Foto bannt die Wirklichkeit, um sie daraufhin wieder zu entwirklichen. Aus Dokument wird Inszenierung.