Künstlerisch auf neuen Wegen
Das Kunststudienjahr am Goetheanum geht ins zweite Jahr.
Wie sind die Erfahrungen nach einem Jahr Kunststudium?
Christiane Haid Wir freuen uns, dass das Studium so stattfinden konnte, wie wir es geplant haben, mit drei künstlerischen Schwerpunkten je Semester: Malerei, Plastik und Architektur. Eine starke Erfahrung ist, dass das Studium die ganze Seele erfasst und dann auch biografische Fragen bei den Studierenden zum Vorschein kommen. So ging es in eine persönliche Auseinandersetzung und zugleich natürlich auch in eine fachliche. Ich freue mich sehr, dass einige der Studierenden jetzt ein künstlerisches Fachstudium anschließen, zum Beispiel an der Alanus-Hochschule in Alfter.
Was hat überrascht?
Haid Das künstlerische Niveau, das wir in der doch begrenzten Zeit erreichen konnten. Wir haben ja eine kleine Gruppe von 13 Studierenden. Was ich sehr interessant finde, ist, dass die einzelnen Bereiche, Bildhauerei, Architektur und Malerei, vollkommen andere seelische Bereiche freisetzen. Bei der Bildhauerei war das Ätherische im Vordergrund, da wurde in dem Trimester häufig zusammen gekocht und man traf sich auch außerhalb des Unterrichts. Anders in der Architekturepoche. Da wurde alles kristalliner und kühler. Jetzt bei der Malerei war das Studienleben emotionaler. Daran sehen wir, dass solch ein Studium nicht nur eine fachliche Angelegenheit ist, sondern die ganze Persönlichkeit ergreift. Vielleicht bauen wir deshalb auch Stunden ein, um solche biografischen Grenzerfahrungen besprechen zu können.
Was hat sich bewährt?
Haid Wir haben wöchentlich einen Abend zur Gemeinschaftsbildung veranstaltet und auch Ausflüge in Museen unternommen. Das wollen wir auf jeden Fall beibehalten. Außerdem haben wir uns mit Wortmeditationen auch in verschiedenen Sprachen beschäftigt. Das führte uns in ziemlich tiefe Fragestellungen. Künstlerisch gab es auch ‹Großprojekte›. So plastizierten wir zum Beispiel mit Christian Hitsch einen Architrav. Das Relief ging durch den ganzen Raum und alle haben zusammen modelliert. Wir freuen uns, dass die Kunsttherapieausbildung in Dornach unser Jahr als erstes Jahr anerkennt. Für die Kunstausbildung in Alfter können je nach individueller Leistung Studienzeiten angerechnet werden.
Barbara Schnetzler Unser Refugium hier in der Schreinerei ist sehr wichtig als Beheimatung für den Kurs. Ein kleines Atelier haben die Studierenden selbst ausgebaut. Für das nächste Jahr wünsche ich mir noch mehr Zeit der Studierenden für die praktische künstlerische Arbeit. Mehr Ruhe und Vertiefung.
Was ist der Moment des Tages?
Schnetzler Wenn wir im gemeinsamen Morgenkreis beisammen sind und ich mit kleinen Inputs oder künstlerischen Übungen einen Anfang setze. Aber auch die Arbeit, als die Studierenden den Menschheitsrepräsentanten kopiert haben und wir dann dazu übergegangen sind, das eigene Antlitz zu formen. Das fand ich stark.
Diese Nachricht erschien auch in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum›.
Studienbeginn am 6. Oktober 2025
Info Kunststudienjahr