Michael Blume: Zum ersten Gedenktag

Michael Blume: Zum ersten Gedenktag

11 November 2022 Virginia Sease 481 mal gesehen

Einige persönliche Eindrücke dürfen schildern, wie Michael Blume als Künstler und als Person auf viele Menschen wirkte. Ich beschränke mich auf einige Hauptqualitäten in seiner Rolle als Strader in den Mysteriendramen.


Er spielte auf eine Art, dass die Zuschauer in die innere Substanz der Handlung eintauchen konnten. Von seinem Auftritt im ersten Bild der ‹Pforte der Einweihung› begegnete man einem gewissenhaften und nach seiner Selbstauffassung objektiven Naturforscher seiner Zeit. Als Strader dann nachher seinen Schicksalsweg erzählt, «Ich wuchs als Kind heran / Im Kreise frommer Leute […]», steigt aber etwas höchst Persönliches auf, so steht Dr. Strader als Individualität vor einem, wie Michael Blume ihn ins Leben rufen konnte.

Weitere Verlebendigungen der Strader-Figur erscheinen im sechsten und siebten Bild der ‹Prüfung der Seele›. Es werden verschiedene Dimensionen aus der Kulturgeschichte der Juden im Mittelalter und zugleich dadurch in den Geisteserlebnissen von Strader als Jude Simon offenbart. Um dem prägendsten Erlebnis von Straders damaliger Inkarnation gerecht zu werden – seine Ablehnung der Christus-Erscheinung –, muss sich der Schauspieler tief mit der Rolle verbunden haben, damit die Spannung in der Seele Simons blitzartig in Erscheinung treten kann. Diese Aufgabe erfüllte Michael Blume auf eine ergreifende Weise.

«Die Größe und die Schönheit dieses Menschen
Ergreifen alle meine Seelenkräfte
Ich möchte niedersinken und in Demut
Ergeben mich dem Boten andrer Welten –
Da flammt im nächsten Augenblick, schon
Ein wilder Zorn in meinem Herzen auf
Ich kann dem Trieb in mir nicht widerstehen.»

Wenn diese Szenen gespielt wurden, stand Michael Blume als selbstloser Vermittler da. Der Zuschauer konnte Zugang zu Simons Seele finden und dadurch mit Einsicht selber Straders weiteren Wegen folgen. Wenn ein Drama so ‹werkgetreu› gespielt wird, sind Rudolf Steiners Mysteriendramen weit mehr als bloßes Theaterrepertoire.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Website der Wochenschrift lesen.

weiterlesen

Titelbild Michael Blume, Foto: Familienarchiv