‹Parsifal› am Goetheanum

‹Parsifal› am Goetheanum

10 Januar 2023 Alexander von Glenck 1898 mal gesehen

An Ostern wird erstmals am Goetheanum Wagners ‹Parsifal› aufgeführt. Ein Gespräch mit Alexander von Glenck, Produzent des Projektes. Die Fragen stellte Wolfgang Held.


Wolfgang Held: Wie kam es zu deiner Liebe zur Oper?

Alexander von Glenck
Ja, als junger Mensch wollte ich Opernsänger werden. Ich wünschte mir, Sänger zu werden. Es war ein Mögen und kein Wollen: Ich wäre nicht bereit gewesen, alles dafür zu opfern. Natürlich ist es beim Gesang auch eine Frage der Begabung und dann kommt hinzu, dass man es mit jeder Faser seines Wesens wollen muss. Stattdessen habe ich dann Mathematik und Philosophie studiert. Und daraus wurde dann mein Beruf. Für Studierende in Mathematik gab es kostenfrei Computerkurse. So habe ich Programmieren gelernt und diese Fähigkeit war damals sehr gefragt. Meine Liebe zur Oper blieb natürlich erhalten.

Und jetzt machst du als Produzent ‹Parsifal› mit einem großen Team am Goetheanum möglich. Ich wundere mich, dass ein Werk, das so mit Anthroposophie zu tun hat, nie im größeren Stil den Weg ans Goetheanum gefunden hat.


Das hängt damit zusammen, dass Jan Stuten, ein enger Vertrauter von Marie und Rudolf Steiner, den ‹Parsifal› gerne aufgeführt hätte, Marie Steiner sich aber mit dem Hinweis, das Goetheanum sei das Haus des Wortes, dagegen ausgesprochen habe. Das kann ich nicht wörtlich belegen, habe aber Ähnliches noch bei meiner Mutter vernommen, als wir 2006 die ‹Zauberflöte› am Goetheanum inszenierten. Ihr gefiel die Aufführung, aber mit dem gleichen Verweis auf das ‹Haus des Wortes› hatte sie Bedenken. Dabei gehört zur Oper, dass die Musik so gesetzt ist, dass sie das Wort unterstützt. Und das ist insbesondere bei Richard Wagner der Fall. Es ist sogar so, dass, wenn man seine Texte ohne Musik liest oder spricht, sie ein schwer erträgliches Pathos haben. Mit der Musik empfindet man die Sprache dann als ganz natürlich.

Beim Bau des Orchestergrabens am Goetheanum warst du beteiligt. Das war der Grundstein zum ‹Parsifal›.


Ja. Von den mir bekannten Opern ist der ‹Parsifal› diejenige, die am deutlichsten ins Goetheanum passt, weil sie ein Mysterienspiel ist, weil das esoterische Christentum auf die Bühne gebracht wird. Und naja, ich meine, Rudolf Steiner hat sich dann breit auch zu ‹Parsifal›, zu Richard Wagner geäußert. Michael Kurz hat gezeigt, dass Steiner als junger Mensch mit Wagner nichts anfangen konnte. Später, als er in Weimar war, hat er dafür regelmäßig Wagner-Vorstellungen besucht, blieb aber dabei, dass Wagners Musik eigentlich unmusikalisch sei. Was immer das heißen mag.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Webseite der Wochenschrift lesen.


Bild Alexander von Glenck. Foto: François Croissant