Rudolf Steiners Familie III.

Rudolf Steiners Familie III.

13 Oktober 2022 Martina Maria Sam 1628 mal gesehen

Marginalien zu Rudolf Steiners Leben und Werk Nr. 22 – Die Schwester ließ sich nach ihrer Erblindung die Werke ihres berühmten Bruders vorlesen. Der taubstumme Bruder schrieb sie nach dessen Tod ab.


Rudolf Steiner hatte zwei jüngere Geschwis­ter: Leopoldine und Gustav. Beide wurden in Pottschach geboren und beide hatten Paten aus der Familie Solterer, Besitzer einer Mühle im Ort.

Als Kind habe er «oft stundenlang» Bilderbücher mit beweglichen Figuren mit seiner Schwester angeschaut, erzählt Rudolf Steiner in ‹Mein Lebensgang›. Leopoldine Steiner selbst erwähnte Carlo Septimus Picht gegenüber, dass sie ihrem Bruder manchmal auf dessen Heimweg von der Schule in Wiener Neustadt entgegenkam, um ihm beim Tragen der schweren Schulmappe zu helfen, aber auch, «um ihm in der ‹Angst vor den Zigeunern› beizustehen».

Zusammen arbeiteten die drei Geschwister im Garten der Eltern: «Kirschenpflücken, die Gartenarbeiten besorgen, die Kartoffeln für die Aussaat vorbereiten, den Acker bestellen, die reifen Kartoffeln ausgraben, das alles wurde von meinen Geschwistern und mir mitbesorgt.» (GA 28, S. 41)

Die Schwester – Leopoldine Steiner

Leopoldine Steiner (Pottschach, 13.11.1863–1.11.1927, Horn), in der Familie Poldi genannt, besuchte vermutlich ein paar Jahre die Dorfschule in Neudörfl und arbeitete danach – wie schon ihre Mutter – als Näherin, bis ihr dies aufgrund ihrer zunehmenden Erblindung nicht mehr möglich war. Sie blieb bei den Eltern bis zu deren Tod und sorgte danach, so lange es ihr möglich war, für ihren Bruder Gustav. Beide Geschwister Rudolf Steiners haben also nie geheiratet.

Einmal war Leopoldine zusammen mit ihrer Cousine Mizzi in einem Vortrag ihres Bruders, als dieser am 20. Februar 1893 über ‹Einheitliche Naturauffassung und Erkenntnisgrenzen› im Wissenschaftlichen Club in Wien sprach. Auch war einmal ein Besuch in Berlin anvisiert. So schrieb sie ihrem Bruder am 19. April 1902: «Lieber Rudolf, ich möchte Euch gerne, das heißt, wenn Du so gut bist und mir wirklich eine Karte sendest, zu den Pfingstfeiertagen Euch besuchen, solltet Ihr aber zu dieser Zeit eine Reise oder überhaupt etwas vorhaben, daß ich vielleicht ungelegen kommen möchte, so schreibt es uns. Lieber Rudolf, Du mußt mir aber schreiben, mit welcher Bahn und wie ich überhaupt fahren muß und um welche Zeit ich hier wegfahren soll, daß ich bei Tag und nicht bei Nacht in Berlin ankomme. Sei daher so gut und schreibe mir alles ausführlich, den du weißt ich reise nie und da ist man eben dann ein wenig unbeholfen.» Ob diese Reise wirklich stattgefunden hat, wissen wir nicht.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Website der Wochenschrift lesen.