Wenn das Leben im Innern leuchtet
Nino Dzidziguri gehört zum Eurythmie-Ensemble beim ‹Faust›. Das bedeutet, in viele Rollen und Wesen zu schlüpfen. Eines ist der Pudel, aus dem sich dann Mephisto entpuppt, eine kurze und eindrückliche Szene.
Ein Naturbild aus deiner Kindheit:
Ein stiller Weiher im Wald, in dem sich Licht und Himmel spiegelten – ein Ort, an dem ich als Kind zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass das Sichtbare nur eine Oberfläche ist.
Welche Eigenschaft deiner Rolle fasziniert dich?
Der Pudel ist eine Hülle – scheinbar harmlos, fast niedlich –, aber in ihm staut sich etwas, das nicht mehr hineinpasst. Er trägt Mephisto in sich, aber er ist nicht Mephisto. Es ist wie ein Wesen, das sich vorbereiten muss, das drängt, das wartet – auf den Moment, in dem es sich endlich zeigen darf. Diese Spannung zwischen Form und Wesen, zwischen Verstecken und Enthüllen, ist für mich das Faszinierendste.
Welche Szene ist gerade eine Baustelle?
Walpurgisnacht. Alles löst sich dort auf – Identität, Ordnung, Grenzen. Eine Szene, die alles durchmischt – auch mich.
Ein inspirierender Moment in den Proben:
Zuerst formt sich das Gesamtbild. Wenn die Struktur steht, beginnt die Arbeit an der Tiefe – an der Qualität jeder Geste, jeder Begegnung, jeder Szene.
Welcher Satz in Goethes ‹Faust› ist dir besonders lieb?
«Verweile doch, du bist so schön!» – In diesem Satz verdichtet sich das ganze Werk. Es ist kein Ruf des Besitzens, sondern ein Moment der Durchlässigkeit: wenn das Leben, das Werden, das Schöne im Innern aufleuchtet.
Diese Nachricht erschien auch in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum›.
Faust im Goetheanum 10.–26.10.2025
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Foto Laura Pfaehler