Nachruf: Wolfgang Schad

Nachruf: Wolfgang Schad

21 Februar 2023 Nana Göbel 603 mal gesehen

Er war für mich und vermutlich auch für viele andere Menschen einer der wichtigsten und bedeutendsten Lehrer. Er gehört zur Generation jener Goetheanisten, die der Anthroposophie als Wissenschaftler begegneten und Rudolf Steiner nicht als Anreger für Glaubenssätze auffassten, sondern als Quelle interessanter Hypothesen, die es zu überprüfen gilt.


Wolfgang Schad wurde am 27. Juli 1935 in Biberach an der Riss geboren, wo er die ersten Lebensjahre in einem musikalischen Haushalt verbrachte und die oberschwäbische Natur einatmete. Nach dem Umzug der Familie kam er, mitten im Zweiten Weltkrieg, in Hildesheim in die Volksschule. Sobald der Krieg beendet und am 17. Juni 1946 die einzige Waldorfschule im ganzen Gebiet von Rhein und Ruhr in Wuppertal eröffnet war, wechselte er als einer der 72 Schüler, mit denen diese Schule begann, sofort in die 5. Klasse der Rudolf-Steiner-Schule in Wuppertal. Dort begegnete er dem wegweisenden Dreigestirn Wilhelm Rauthe aus Barmen, Elsbeth von Esebeck aus Teltow in der Mark und Carl Brestowsky aus Siebenbürgen. Für seine biologischen Interessen war allerdings ein anderer Mensch wegweisend, der Schularzt Lothar Vogel (1917–1997), der an der Wuppertaler Schule Epochen in der Oberstufe gab und sich mit der Dreigliederung des menschlichen Organismus beschäftigte, wovon sein 1967 herausgegebenes Buch ‹Der dreigliedrige Mensch. Morphologische Grundlagen einer allgemeinen Menschenkunde› zeugt. Damit tönte für Wolfgang Schad ein wichtiges Thema seiner späteren Studien schon während der Oberstufenzeit an. 1955 legte er dort das Abitur ab. Schon als Jugendlicher erkundete er, ohne dass es dazu eines besonderen Beschlusses gebraucht hätte, seine nähere und weitere Umgebung und suchte die Natur, wie sie ihm auf seinen Spaziergängen, Fahrten, Exkursionen begegnete, in all ihren Einzelheiten kennenzulernen. Zur Natur gehörte alles, also Steine, Pflanzen, Tier und Mensch. Im Laufe seines langen Lebens erarbeitete sich Wolfgang Schad eine unglaublich weitläufige, tief gehende und gründliche Kenntnis der Natur.

Biologische Wegbegleiter

Nach seinem Studium der Biologie und Chemie in Marburg/Lahn und in München war der Weg nicht unbedingt vorgezeichnet. Allerdings beschäftigte er sich schon während seiner Studienzeit mit der Anthroposophie und lernte die unterschiedlichsten Menschen kennen, die ihn auf diesem Weg begleiteten. Einer der wichtigsten Wegbegleiter wurde Herbert Grohmann (1897–1957), der Urbiologe der Waldorfbewegung, von dem die ersten, in den 1950er-Jahren erschienenen Bücher zur Pflanzen- und Tierkunde der Waldorfschule geschrieben worden sind. Der Ornithologe Friedrich Kipp (1908–1997) wurde ihm ein weiterer wichtiger Gesprächspartner, mit dem er seine phänomenologischen Interessen, die Detailkenntnisse und vor allem die Fragen nach einer Erkenntnis der Evolution teilte. Eine Begegnung in einem Arbeitskreis auf der Rüspe, damals ein Anthroposophisches Studien-Zentrum im Sauerland, an dem Menschen wie Thomas Göbel (1928–2006), Christof Lindenau (*1928), die Sprachgestalterin und spätere Kollegin an der Pforzheimer Waldorfschule Ilse Schuckmann, die Kollegin aus Wanne-Eickel und Gründerin der Waldorfschule in Kakenstorf Liesel Gienapp (1928–2011), Klaus J. Fintelmann (1924–2005) und andere mitwirkten, festigte die Idee, mit all diesen Kenntnissen und dem inzwischen absolvierten Pädagogik-Studium an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen doch an die Waldorfschule zu gehen. 1962 begann Wolfgang Schad als Klassenlehrer an der Pforzheimer Waldorfschule. Kurz zuvor hatte er die Eurythmistin Christiane Schad geheiratet, die ein Leben lang an seiner Seite stand, seine Arbeit unterstützte und zu einem großen Teil erst ermöglichte und ohne deren selbstlose Unterstützung alles Weitere überhaupt nicht denkbar gewesen wäre.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Webseite der Wochenschrift lesen.

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Titelbild Der Streifenbeutler Dactylopsila trivirgata Nord-australiens. Zeichnung: W.Schad nach Strahan 1984. Aus: Wolfgang Schad, ‹Säugetiere und Mensch›.