Wärme – Keim der Verbindung

Wärme – Keim der Verbindung

11 August 2025 Matthias Rang & Vesna Forštnerič Lesjak & Susanna Kümmel 29 mal gesehen

Herbsttagung der Naturwissenschaftlichen Sektion vom 2. bis 5. Oktober 2025


In der Natur ist die Wärme die Verwandlungskraft unter den Elementen. Nur durch Wärme kann Festes ins wässrige und bildende Element verwandelt werden. Und die Wärme wiederum ist es, die Wässriges in Luftiges überführt. Ihr Entzug verwandelt Luftiges wieder in Flüssiges, Flüssiges in Festes. Als Element erscheint die Wärme im Feuer, aber als Verwandlungskraft der Elemente erscheint sie nicht selbst, sondern bleibt äußerlich unsichtbar. Die ihr innewohnende Kraft bildet einen unmittelbaren Übergang ins Ätherische. Blicken wir auf die Lebewesen, so ist Wärme, wie auch Luft und Wasser, eine Umgebungsbedingung. Steigt die Umgebungstemperatur an, so werden wechselwarme Tiere körperlich und seelisch agiler. Im Erdmittelalter wurde die Wärme evolutiv internalisiert, indem sich bei vielen Säugervorläufern und einigen Dinosauriern samt den Vögeln die organismische Eigenwärme entwickelte. Dies hatte weitreichende Folgen für den Organismus. Eigenwarme Organismen sind viel autonomer als wechselwarme, so können sie auch bei niedrigen Temperaturen aktiv sein und können an heißen Tagen ihren Organismus kühlen. Eigenwarme Tiere brauchen aber zehnmal mehr Nahrung als wechselwarme Tiere gleicher Größe. Die Säuger entwickelten mit der zunehmenden Fähigkeit der Wärmeregulation eine vielseitige und ausdauernde Fortbewegung und eine fast ständige Aktivitätsbereitschaft. Gleichzeitig wurde mit der Entwicklung der Eigenwärme das Sozialverhalten vielfältiger: Herdenbildung, Brutpflege und das Säugen der Jungen entstanden oder wurden evolutiv verstärkt – zugleich wurde der Innenraum der Lebewesen seelenvoller. Schauen wir auf den Menschen, so finden wir neben der seelischen auch die geistige Wärme, die uns als innere Verwandlungskraft ermöglicht, erstarrte Denkformen in Bewegung zu bringen und aufzulösen. Damit erüben wir die Fähigkeit der inneren Anverwandlung an Erde, Natur und Mitmensch. Die innere Wärme kann mit zu großer Vehemenz auch zur Gefahr werden. Wird sie aber als innere Herzensqualität entwickelt, so bietet sie einen Weg zur Verlebendigung unseres Denkens und zum Ergreifen geistiger Zusammenhänge. Als große Verwandlungskraft bedürfen wir in unserem unterkühlten Verhältnis zur Natur, zum Mitmenschen und zum Geistigen der Wärme mehr denn je. Auf der Tagung suchen wir, geistige Wärme im Blick auf diese Aspekte auszubilden, um das verbindende Wärmewesen innerlich sichtbar werden zu lassen.

Diese Nachricht erschien auch in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum›.


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