Studientagung
Vom Offenbarwerden der Zukunft –
Rudolf Steiners Forschungen über die Apokalypse des Johannes
von 08. bis 10. November 2024
Mit Christine Gruwez, Christiane Haid, Wolf-Ulrich Klünker, Mechtild Oltmann, Markus Osterrieder, Jaap Sijmons.
Wir leben in einer Welt des Übergangs und der Umwandlung, in der eine wirk- lichkeitsgemäße Erkenntnis der Gegen- wart und ein Entwickeln von Zukunfts- perspektiven immer schwieriger werden. Klimawandel, Kriege, Energieversorgung, Technisierung, Nord-Südgefälle und die Forderung nach global verbindlichen Menschenrechten stellen die Menschheit vor größte Herausforderungen. Einem rein materiell orientierten Verständnis des Fortschritts, verbunden mit den dar- winistischen Prinzipien von Anpassung und Selbsterhaltung (natürlicher Selekti- on), steht eine geistige Sicht der Entwick- lung der Welt gegenüber. Für sie zeigt die sinnliche Welt die absterbende Außensei- te ihres Werdens. In der Apokalypse des Johannes ist dagegen eine letzte große Zusammenfassung der prophetischen Vor-Schau einer Zukunft zu finden, in der nicht ein totes Gesetz herrscht, sondern eine neue Welt aus dem Menschenwer- den heraus geboren wird. Allerdings mit dem unumgänglichen und durchgehen- den Riss, den diese im Bild von der Schei- dung der Geister einer sich in Gutes und auch Böses verwandelnden Welt zeigt. Die moralische Innenwelt des Menschen wird sich zur zukünftigen Außenwelt umgestalten. Der Mensch hat dadurch nicht nur die Aufgabe des Überlebens auf einer ihm gleichgültig gewordenen Erde, er hat vielmehr die Aufgabe des Bauens an der Grundlage eines Menschentums in der Zukunft – des Schaffens an dem zu- künftigen Weltenbau des Menschen und damit einer Bildung des heiligen Jerusa- lem. Davon spricht die in Zukunftsferne blickende Apokalypse.
Durch die Anthroposophie gewinnt die Apokalypse des Johannes eine neue Bedeutung und Aktualität. Ihre kosmi- schen Bilder warten auf unser Verständ- nis, damit sie uns befeuern und ermuti- gen können, aus unserem Innersten, aus dem Ich heraus Mitschöpfer einer Zukunft zu werden. Den ängstlichen Überlebens- modus würden wir, apokalyptisch gesehen, zu Gunsten einer Hingabe an unsere gemeinsame geistige Schöpferkraft radikal hinter uns lassen können. Der Apoka- lyptiker Johannes will uns ermutigen und Wege weisen. Die Bilder seiner Apoka- lypse sind nicht nur eine Vorankündigung, sondern enthalten den Sinn und Gehalt einer Zukunft der Menschheit im Anblick von Christus. Diese Perspektive wollen wir in der kommenden Tagung über Rudolf Steiners Betrachtungen zur Apo- kalypse des Johannes vor hundert Jahren einzunehmen versuchen und ihre Wir- kung in Beiträgen, Podiumsgesprächen und einer Eurythmieaufführung erleben.
Christiane Haid Jaap Sijmons