100 Jahre Rhythmische Massage

100 Jahre Rhythmische Massage

15 Januar 2022 Ursula Brogle 8818 mal gesehen

2021 feierte die Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegmann ihr hundertjähriges Bestehen. Ursula Brogle vom VRMS Verband Rhythmische Massage Schweiz gab uns einen kleinen Abriss, wie die Rhythmische Massage entstand und wo sie heute steht. Wir gratulieren und wünschen der Rhythmischen Massage alles Gute für die nächsten hundert Jahre!


1921 entstand im Zuge der Gründung des Klinisch-therapeutischen Instituts in Arlesheim – heute Klinik Arlesheim – die Rhythmische Massage (RM). Ausgebildet in Gymnastik, Hydrotherapie und Massage, konnte Ita Wegman nun – als Ärztin und in Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner – ihre diesbezüglichen Kenntnisse mit anthroposophisch-menschenkundlichem Hintergrund neu ergreifen und weiterentwickeln.

Vieles entstand wohl direkt im Wahrnehmen der Patienten, ihrer Leiden. Es ist überliefert, dass Ita Wegman mit wenigen Massagegriffen – am richtigen Ort und in der richtigen Qualität – eine sofortige heilende Wirkung erzielen konnte.
Ihre ärztliche Mitarbeiterin Dr. Margarethe Stavenhagen (später Hauschka) verfasste erstmals 1939 Kursunterlagen über die neu erarbeiteten Anwendungen. 1962 wurde die Schule für Rhythmische Massage und Künstlerische Therapie in Boll eröffnet, zehn Jahre später erschien das Lehrbuch ‹Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman›. Darin wird anschaulich die Besonderheit der im Ätherischen ansetzenden saugenden Griffe beschrieben, ebenso das Wesen des Rhythmischen an sich und dessen Bedeutung für unser ganzes Organsystem.

Dass die Entwicklung der Rhythmischen Massage seither kontinuierlich weitergegangen ist, wurde durch Plakate, Flyer, Hinweise auf Publikationen und Studien anlässlich der Internationalen Koordination für Anthroposophische Medizin (IKAM) und der gleichzeitig stattfindenden Internationalen Tagung für Körpertherapie an einem Stand im Foyer des Goetheanum gezeigt. Wer wollte, konnte sogar eine kleine Kostprobe am eigenen Leib erfahren.

Auch räumlich breitete sich die Rhythmische Massage aus. Es entstanden Ausbildungsstätten und Initiativen dazu in Nord-und Südamerika, Südafrika, Russland, Indien. Im näheren Umfeld zu Boll schließlich auch in England, den Niederlanden, Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Israel, Rumänien, Tschechien. Sogar in China sowie in Australien werden Kurse angeboten, sind teils noch im Aufbau begriffen oder aktuell durch Corona beschränkt aktiv. Die Verantwortlichen Personen sind durch die IKAM vernetzt. Ebenso wird weltweit Austausch gepflegt durch das International Forum Rhythimcal Massage Therapy (IFRMT).

In der Schweiz wurde letztes Jahr die Methodenidentifikation der Rhythmischen-Massage-Therapie, die das Wesen, die Wirkprinzipien und die Wirksamkeit der RM umfassend dokumentiert, durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) anerkannt. Basierend darauf sind Vorbereitungen im Gange für eine neue Ausbildung.

Das Ausbildungskonzept orientiert sich am Berufsbild Komplementär Therapeut*in mit eidgenössischem Diplom für Rhythmische Massage Therapie der Organisation der Arbeitswelt (OdA KT). ‹Beheimatet› ist der Studiengang in der Organisation Anthroposophische Akademie für Therapie und Kunst (atka) in Dornach. Er beginnt voraussichtlich im Herbst 2022 in Zürich.


Titelbild: Therapeut*innen aus der ganzen Welt fanden, es sei an der Zeit, 100 Jahre Rhythmische Massage zu feiern!
Am 16.9.2021 schwebten 100 Ballone in den Himmel, begleitet von Hornklängen und den Wünschen der Anwesenden für weitere 100 Jahre erfolgreiches Wirken und Gedeihen der Rhythmischen-Massage-Therapie im Reigen der anthroposophischen Körpertherapien.