Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

24 Dezember 2022 Christine Gruwez 502 mal gesehen

In der Heiligen Nacht wird der Welt ein Kind geboren. Doch nicht nur das. Ein Stern geht auf. Es ist der Stern, der die Menschen den Glanz des Kommenden schauen lässt, der sie zu dem verklärten Stall führt. Der Kommende ist es, der die Menschen heilt, damit sie einander heilen werden. In seinem Glanz atmet die Welt Frieden. In seinem Licht wird der Welt eine neue Kindheit zuteil.


Mit Weihnachten geht der Himmel auf. Ein Lichtglanz verklärt die Finsternis. Das kostbarste Gut, der Friede hier auf Erden, wird von einer Engelschar verkündigt. Fürchtet euch nicht, hat vorher der Engel des Herrn gesagt. Eine große Freude bringe ich euch. Ein Kind ist uns geboren. Mitten in der Nacht. Eine verklärte Nacht. Eine heilige Nacht.

Was der Engel verkündigt, was die Engelchöre singen, die ‹frohe Botschaft›, gehört zu dem Vertrautesten des Weihnachtsfestes, eine Vertrautheit, die uns vor dem Ungeheuren des Geschehens bis jetzt geschützt hat. Und doch ringen wir ständig um einen Moment der Stille. Darum, anhalten zu können. Einen Hauch von Freude in uns sich ausdehnen zu lassen. So wie Kinder fragen beim ersten Schnee: Legt sich der Schnee nieder? Wird er bleiben? Ist er noch da, wenn ich morgen aufwache?

Herauszufinden, was uns Freude macht, leidet an einer Überfülle des Angebots, die nur die Spiegelung einer selbst herbeigeführten Leere ist. Übrigens, wo soll sich denn die Freude zur Ruhe niederlegen?

Inzwischen ist der Himmel schon wieder zu. Oder sind wir es, die ihn nicht geöffnet haben? So nahe scheint uns doch die Zeit, in der der Himmel sich aus sich selbst öffnen könnte. In manch’ einem Lied schallt das Gloria als der Triumph eines Neuanbruchs und klingt auch noch da nach, wo nur noch die Sehnsucht nach einem ‹White Christmas› übrig geblieben ist. Nach einigen Tagen klingt es wie Blech, ohne Resonanz. Die Sehnsucht hat jede Resonanz verloren. Das Gold der Aureole von der Mutter, das Gold des leuchtenden Strohbündels, auf dem der Neugeborene nackt und wehrlos liegt, hat sich niedergeschlagen in den meist unansehnlichen Objekten des Alltags. Im Glitter am Packpapier, Schlingen und Schleifen allerhand. Aber wir vergessen, hochzuschauen. Nur die Kinder, aus ihrer Meisterschaft des Erwartenkönnens, wissen noch eine kurze Zeit vom Geöffnetsein des Himmels.

Der lange Weg eines Lichtglanzes

Wovor aber müssen wir denn überhaupt geschützt werden? Wieso sind die ersten Worte des Verkündigungsengels: «Fürchtet euch nicht»? Was erregt denn unsere Furcht? Der Himmel hat sich nicht geöffnet. Furchterregend ist, dass er immer offen ist.

Dieser Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der Wochenschrift ‹Das Goetheanum› veröffentlicht wurde. Sie können den vollständigen Artikel auf der Webseite der Wochenschrift lesen.

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