‹Faust› 2020

‹Faust› 2020

29 März 2019 Sebastian Jüngel 6721 mal gesehen

Am 20. Februar orientierte das Leitungs­team über die geplante Neuinszenierung ‹Faust am Goetheanum› 2020 – erst einmal in einer gekürzten Fassung.


Goethes ‹Faust› zu spielen, gehört seit der Uraufführung durch Marie Steiner 1938 zur Kernaufgabe des Goetheanum. Rund 80 Interessierte begleiteten beim ersten Info­abend die Entwicklung von ‹Faust am Goetheanum›: Nach eingehenden Beratungen hat das Leitungsteam erkannt, dass sich die Inszenierung von Christian Peter von anderen nicht weiterentwickeln lässt: Man wäre weder der Inszenierung noch den neu Berufenen, Andrea Pfaehler (Regie) und Eduardo Torres (Eurythmie), gerecht geworden.

Da eine Neuinszenierung mit den derzeitigen Mitteln nicht möglich ist, die Arbeit am ‹Faust› aber auch nicht länger ruhen sollte, wird mit einer gekürzten Fassung begonnen – als Zwischenschritt auf dem Weg zu einer Gesamtaufführung in weiterer Zukunft. Dass die Arbeit tatsächlich beginnen kann, ist zwei Legaten zu verdanken.

Die spirituelle Seite

Angestrebt wird eine ungefähr achtstündige Aufführung. Die Streichungen nimmt das Regieteam mit Hilfe von Georg Darvas vor, ehemaliger Schauspieler am Goetheanum und langjähriger Leiter des Neuen Theaters in Dornach (CH). Seitens der Goethe­anum-Leitung begleiten Stefan Hasler als Intendant und Christiane Haid für die Goetheanum-Leitung das Vorhaben. Im künstlerischen Team sind zudem Isabelle Fortagne (Regieassistenz), Nils Frischknecht (Bühnenbild), Agnes Zehnter (Sprachgestaltung), Klaus Suppan (Beleuchtung) und Julia Strahl (Kostüme).

Trotz der Kürzungen wird ein Gesamtbogen angestrebt. Andrea Pfaehler sprach denn auch lieber vom Hervorheben: «Wir wollen die ganze Geschichte erzählen.» Und auf die Frage nach der Werktreue: «Wir wollen nicht am ‹Faust› etwas zeigen, sondern wir wollen ‹Faust› zeigen.» Für Christiane Haid ist zentral, dass im Sinne des Auftrags des Goetheanum die spirituelle Seite des Entwicklungswegs von Faust herausgearbeitet wird. Grundlagen sind die ‹Faust›-Vorträge Rudolf Steiners und die Dissertation ‹Rudolf Steiners Faust-Rezeption› von Martina Maria Sam.

Agnes Zehnter möchte sich dafür einsetzen, die Quellen der Sprachgestaltung lebendig werden zu lassen, und dazu beitragen, einen guten Zusammenklang zwischen Sprache und Eurythmie zu erreichen. Eine Inspirationsquelle sind für sie dabei die Regiezeichen von Marie Steiners ‹Faust›-Inszenierung.

Nachfragen und Anmerkungen machten deutlich, wie stark die Eindrücke früherer Inszenierungen nachwirken und als Maßstab verstanden werden. Auch wurde der Wunsch nach einem «richtigen Bühnenbild» aus­gesprochen, was eine Aufgabe der Bildenden Künste sei. Hinsichtlich der Kürzung wurden Bedenken geäußert, ob man damit nicht ein Alleinstellungsmerkmal aufgebe, seien die ‹Faust›-Festspiele doch ein fester Begriff für allgemein kulturell Interessierte. Auch brauche es eine mehrtägige Veranstaltung, damit sich eine Anreise zum Goethe­anum lohne. Nach der letzten ‹Faust›-Inszenierung gab es allerdings auch aus Publikum und Kritik den Wunsch nach einer gekürzten Aufführung zu hören, da der Aufwand, sich für viele Stunden Theater frei zu machen, zeitlich und finanziell nicht allen möglich ist.

Bitte um ein Begleiten mit Wohlwollen

Vom Interesse an den Aufführungen wird abhängen, ob einmal dem Wunsch nach dem Aufbau eines Schauspielensembles am Goetheanum entsprochen werden kann. Nicht zuletzt deshalb, aber auch aufgrund der Erfahrungen mit der letzten ‹Faust›-Inszenierung hoffen die jetzigen Verantwortlichen, dass das ‹Faust›-Projekt mit Wohlwollen begleitet werde.

Geplant ist die Premiere am 18. Juni 2020 als Schüleraufführung; im Juli 2020 sollen dann vier weitere Aufführungen im Rahmen von Tagungen folgen.


Nächste Informationsveranstaltung: 22. Mai, 18 Uhr

Web: www.goetheanum-buehne.ch