Goetheanum distanziert sich von Zeitungsartikeln

Goetheanum distanziert sich von Zeitungsartikeln

27 November 2021 Wolfgang Held 8996 mal gesehen

Der Artikel ‹Und das Virus tanzt seinen Namen› von Linus Schöpfer in den Zeitungen der Tamedia-Gruppe am 25. November 2021, teilweise mit Vermerk auf der Titelseite oder online, ist wenig seriös. Er bedient unmittelbar vor der Abstimmung über das Covid-Gesetz in der Schweiz eine Reihe von gängigen Klischees gegenüber der Anthroposophie und Rudolf Steiner – zudem ist er ungenau recherchiert.


So schreibt Linus Schöpfer, die Behörde habe die Schließung der Rudolf-Steiner-Schule in Zürich angeordnet. Ein Blick auf die Medienmitteilungen der Schule hätte dem Autoren gezeigt, dass diese Behauptung unwahr ist. Vielmehr hat sich die Schule selbst dazu entschlossen, wegen vieler positiver Coronafälle vom 11. bis 19. November auf Fernunterricht umzustellen. Die Schule ist weder geschlossen worden noch gab es eine entsprechende behördliche Anordnung.

Der Autor bezeichnet Ita Wegman als Rudolf Steiners Frau! Auch das ist grotesk falsch.

Im Artikel wird den Eltern von Steinerschülerinnen und -schülern unterstellt, sie wählten die Steinerschule aus Misstrauen gegenüber dem Staat. Das ist falsch. Vielmehr geben laut der Studie ‹Rudolf Steinerschule im Elterntest› von Heinz Brodbeck Eltern folgenden Gründe für die Schulwahl an: ganzheitliches Erziehungskonzept, positive Lernstimmung, Förderung der individuellen Möglichkeiten der Schüler und Schülerinnen.

Die aufgeführten Beispiele mangelnder journalistischer Sorgfalt könnte man unerwähnt lassen, wenn im genannten Artikel etwas von dem gegenwärtigen Engagement des Goetheanum zu lesen gewesen wäre: Pandemie, Klimabruch und Artenschwund als drei Weckrufe der Natur zu verstehen, weil die Gesundheit von uns Menschen von der Gesundheit der Erde nicht zu trennen ist. Dieser ‹One Health›, dieser ganzheitlichen Idee der ‹einen› Gesundheit aller Biosphären, gelten die Anstrengungen der von Anthroposophie inspirierten Medizin, Landwirtschaft und Bildungsreinrichtungen weltweit. Um diesen weitgespannten interdisziplinären ökologischen Blick ging es im Gespräch am 20. Oktober mit Matthias Girke und Ueli Hurter im Goetheanum – leider nicht um die wild zusammengestellten Äußerungen Rudolf Steiners.

Das Goetheanum muss als Kulturträger der Nordwestschweiz selbstverständlich die gegenwärtigen behördlichen Schutzmassnahmen umsetzen.