Kulturimpuls Landwirtschaft

Kulturimpuls Landwirtschaft

21 Februar 2024 Sebastian Jüngel 2017 mal gesehen

Landwirtschaft ernährt den Menschen. Sie pflegt die Erde. Und wirkt kulturstiftend. Diese Auffassung entwickeln Rudi Bind und Ueli Hurter in ihrem Buch ‹Biodynamisch!› über die ‹Geburtsstunde der biodynamischen Landwirtschaft am Ausgangspunkt der Ökobewegung›.


Am Anfang standen Fragen. Fragen aus Sorge um die Zukunft der Landwirtschaft. Im Umfeld des Ersten Weltkriegs in Europa zeigte sich, dass der Boden versauerte und die Pflanzen erhöhtem Schädlingsbefall aufwiesen. Das Saatgut und Nutztiere drohten zu degenerieren. Vor diesem Hintergrund war mit der Ernährungssicherheit und -qualität die Versorgung der Menschen infrage gestellt.

Bäuerinnen und Bauern wandten sich mit konkreten Fragen an Rudolf Steiner, auf Grundlage der Anthroposophie Anregungen zu geben. Er befasste sich daraufhin auch mit dem aktuellen Stand von Acker- und Obstbau, Düngung und Agrikulturchemie. Zudem beauftragte er Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler, Versuche durchzuführen. Dabei gingen von Anfang an praktische Versuche zur Verbesserung der Bodenqualität und das Entwickeln von Methoden zur Qualitätsprüfung Hand in Hand. Bis heute setzen biodynamische Höfe strenge Richtlinien für Anbau und Verarbeitung um, verbunden mit jährlichen Betriebskontrollen. Die Richtlinien werden demokratisch von Delegierten auf nationaler und internationaler Ebene besprochen und verabschiedet – wobei neue Forschungsergebnisse, veränderte Anforderungen in der Praxis wie Extermwetterlagen und die Marktsituation berücksichtigt werden.

Das biodynamische Engagement zeigt sich nicht nur auf dem Acker und der Weide. Eine wichtige Grundlage bilden auch die Zusammenarbeit von Produzierenden, Verarbeitenden und Vertrieb in Assoziationen sowie der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden. Auf ihr bauen vielfältige soziale Projekte auf: solidarische Landwirtschaft, Versorgungsprojekte für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Inzwischen übernehmen Qualitätswinzerinnen und -winzer die biodynamischen Methoden.

Rudi Bind und Ueli Hurter zeichnen ein differenziertes Bild von der biodynamischen Landwirtschaft in kurzen themenbezogenen Texten. Die Autoren stellen die biodynamische Landwirtschaft in den Kontext der Lebensreformbewegung und heute bestehender Ansätze im Biolandbau. Sie gehen auch ein auf das zeitweilige Interesse von Exponenten des Nationalsozialismus in Deutschland an der biodynamischen Methode im Zuge des Autarkiebestrebens – trotzdem kam es ab 1941 zum Verbot. Und sie skizzieren die Grundkonzepte Rudolf Steiners für die biodynamische Landwirtschaft.


Buch (Deutsch) Rudi Bind und Ueli Hurter: Biodynamisch! Geburtsstunde der biodynamischen Landwirtschaft am Ausgangspunkt der Ökobewegung, Verlag am Goetheanum 2023

Livre
(Français) Rudi Bind et Ueli Hurter : Biodynamique ! Naissance de l‘un des courants fondateurs de l‘agriculture biologique, MABD 2023

Das Buch erscheint 2024 auch auf Englisch (Floris Books), Italienisch (Editrice Antroposofica) und Chinesisch (Cosmosweaving).

Motiv Cover des Buches ‹Biodynamisch!› (Ausschnitt; Verlag am Goetheanum)