Schlüssel zur Veränderung der Welt und des Menschen
Nachdem Christiane Haid im Herbst 2019 die Leitung der Sektion für Bildende Künste (zusätzlich zur Leitung der Sektion für Schöne Wissenschaften) übernommen hat, hat sich das Fachkollegium konstituiert. Ein Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Beziehung zwischen den menschlichen Wesensgliedern und den Kunstgattungen.
«Es reißt der Zusammenhang mit dem Geiste, wenn er nicht durch die Schönheit erhalten wird. Die Schönheit verbindet das Ich mit dem Leibe.»¹
Kunst ist der Schlüssel zur Veränderung der gesamten Kultur und des Menschen. Doch ist ihre Existenz und die Existenz vieler Künstler durch die gegenwärtige Lage besonders bedroht. Dieser Tiefpunkt allerdings kann die Türen öffnen zu dem Bewusstsein und der Erfahrung, dass Kunst eine Lebensnotwendigkeit ist. Dafür möchten wir in der Sektion zusammen mit unseren Kollegen in der ganzen Welt arbeiten.
Ende des vergangenen Jahres, nachdem Christiane Haid nach der Septemberklausur der Goetheanum-Leitung die Verantwortung für die Leitung der Sektion für Bildende Künste übernommen hat, haben wir die ersten Treffen mit unserem Leitungsteam gehabt. Dieses besteht aus Rik ten Cate (Bildhauerei), Yaike Dunselman (Architektur), Christiane Haid (Leitung, Malerei und anderes), Barbara Schnetzler (Bildhauerei, Ausstellungen) und Pieter van der Ree (Architektur). Gemeinsam haben wir die Perspektiven der Sektionsarbeit so weit entwickelt, dass wir erste Ergebnisse wie das Programm der Himmelfahrtstagung² und das Ausstellungskonzept am Goetheanum für das Jahr 2020 fertigstellen konnten.
Bezug Wesensglieder und Kunstgattungen
Fundament und Ausgangspunkt der Arbeitsrichtung, die wir gemeinsam aufgenommen haben, ist der 1914 kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs in Dornach (CH) von Rudolf Steiner gehaltene Zyklus ‹Kunst im Lichte der Mysterienweisheit› (GA 275). Hier wird der Zusammenhang der menschlichen Wesensglieder mit den einzelnen Kunstgattungen und ihren jeweiligen Kräften und Wirkungen entwickelt. Diesem Thema geht ein Vortrag über Kunst und Technik voraus, der heute vor dem Hintergrund der Digitalisierung und des Transhumanismus hochaktuell ist und die Aufgabe der Kunst in ihrer Bedeutung unterstreicht. Für uns war dies als Ausgangspunkt unseres Tagungskonzeptes und unserer weiteren Arbeit zentral.
Darüber hinaus möchten wir in den kommenden Jahren die Frage der Kräftewirksamkeiten der Wesensgliederschichten in den einzelnen Kunstgattungen im gemeinsamen und individuellen Forschen vertiefen. Für uns bietet dieser Ansatz die Möglichkeit, die Bedeutung der Künste im Zusammenhang der anderen Fachsektionen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft näher zu bestimmen und in der Zusammenarbeit mit anderen Sektionen zu vertiefen.
Die Vorträge und eine Arbeit an der 11. Klassenstunde sind gegenwärtig die Grundlage unserer regelmäßigen Studienarbeit im Leitungsteam. Zu den beiden Sektionstagungen an Himmelfahrt und im November werden noch weitere Fachtagungen in Dornach stattfinden.³
Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld ist die Vermittlung des Kunstimpulses Rudolf Steiners am Goetheanum und in der Öffentlichkeit. Die gegenwärtige Aufmerksamkeit für Hilma af Klint macht deutlich, dass die Kunst einen Zugang zu übersinnlichen Realitäten in besonderer Weise ermöglicht.
Praktische künstlerische Arbeiten
Am Goetheanum möchten wir auch das praktische künstlerische Arbeiten in Kursen, Arbeitsgruppen und individuellen Möglichkeiten fördern. Dafür entstehen im Nordbereich der Schreinerei bis zum Herbst die entsprechenden Arbeitsräume beziehungsweise Ateliers. Auch sehen wir den Bau des Goetheanum selbst als eines unserer Wirkungsfelder an, den wir längerfristig durch eine Gestaltung und Verschönerung der Räume von Seiten unserer Sektion stärker beleben und ergreifen wollen.
Ein weiteres Arbeitsfeld sind die Ausstellungen am Goetheanum, zu denen wir Werke anthroposophisch inspirierter Künstler und das Werk Rudolf Steiners zeigen möchten. Aufgrund der besonderen Umstände können wir die geplante Ausstellung ‹Sprache des Lichtes› zu den Glasfenstern nur in eingeschränkter Form realisieren und zeigen dafür erstmals die Originalskizzen von Rudolf Steiner zu den Blauen Fenstern, die noch nie ausgestellt wurden. Anlässlich der ‹Faust›-Aufführungen im Juli werden Bilder zu Goethes ‹Faust› von Frederiek Nelissen aus den Niederlanden gezeigt. Auf unserer Website können Sie jeweils die aktuellsten Ereignisse und Veranstaltungen der Sektionsarbeit wahrnehmen.
Mitteilung für Bildende Künstler, Architekten und Studierende der Bildenden Kunst und Architektur
Gern würden wir von Ihnen, Künstlerinnen und Künstlern, erfahren, wie Sie diesen Umbruch erleben und wie sich das Neue in Ihrer künstlerischen Arbeit zeigt. Wir möchten anregen, dass Sie uns eine bis drei kleinformatige Skizzen zum Zeitgeschehen per Post schicken. Aus den eingegangenen Werken werden wir eine kleine Ausstellung machen. Zudem möchten wir im neuen Sektionsraum im Kleinodienhaus am Goetheanum eine kleine Bibliothek mit einer möglichst umfassenden Zusammenstellung von Ihren Kunstkatalogen, Portfolios und Ähnlichem ergänzen (bitte keine Ordner oder ‹sperrige› Formate). Gern nehmen wir Ihre Dossiers mit Name, Beruf, Kontaktdaten, zur Tagung oder per Post entgegen.
¹ Rudolf Steiner: Notizbucheintrag aus dem Jahr 1918, GA 40, S. 217
² Vermutlich muss diese aufgrund der gegenwärtigen Lage – die Folgen der Maßnahmen gegen Sars-CoV-2 – verschoben werden.
³ Treffen für Maler: 17. bis 19. Juli 2020; Architekturtagung ‹Das Plastische in der Architektur›: 2. bis 4. Oktober 2020; Bildhauertagung zum Menschheitsrepräsentanten: November 2020. Weitere Treffen der Fachgebiete sind in Vorbereitung (die Programme werden auf der Sektionswebsite und durch weitere Newsletter publiziert).