Von Afrikanern für Afrikaner

Von Afrikanern für Afrikaner

29 August 2023 Michaela Glöckler 2258 mal gesehen

Beim All Africa Anthroposophic Training werden anthroposophische Grundlagen ver­mittelt, die von den Teilnehmenden für ihr Berufsleben im jeweiligen Land inspirierend sind. Das Besondere der Initiative: Sie wurde von Afrikanerinnen und Afrikanern länderübergreifend für an der Anthroposophie Interessierte ins Leben gerufen. Jüngst fand die Arbeitswoche von 6. bis 13. August in Sansibar (TZ) statt.


Im Anschluss an das letzte Modul 2017 des International Postgraduate Medical Training (IPMT) der Medizinischen Sektion in Kapstadt (SA) fragten Vertreter/innen aus 14 afrikanischen Ländern an, ob man nicht in Afrika im Stil dieser Ärzteausbildung eine anthroposophische Grundlagenarbeit machen könnte, die allen Berufen offensteht. Dem vorausgegangen war eine Initiative von Julia O’Leary, Kapstadter Heileurythmistin und Mitorganisatorin der Ärzteausbildung.

Sie hatte sich ein halbes Jahr freigenommen und war durch 37 afrikanische Länder gereist, um dort anthroposophische Ini­tiativen zu besuchen und zu vernetzen: «Ich liebe Afrika und diese vielen mutigen anthroposophischen Initiativen – insbesondere im Bereich der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, Pädagogik und Heil­pädagogik.»

Julia O’Leary und Friedemann Schad, leiten­der Arzt am Krankenhaus Havel­höhe, Berlin (DE), der zusammen mit Michaela Glöckler das IPMT durchgeführt hatte, entschlossen sich, der Bitte zu entsprechen. Dabei war klar, dass diese neue Initiative, die den Namen ‹All Africa Anthroposophic Training› (AAAT) bekam, eine rein afrikanische Initiative bleiben muss, bei der Europäer/innen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen, die Verantwortung jedoch für die anthroposophische Weiterbildung voll bei den Initiativträger/inne/n in Afrika liegt.

Zunächst bildete sich eine örtliche Vorbereitungsgruppe in Nairobi (KE), die für August 2018 zum ersten AAAT einlud. Es folgte eine zweite Initiative in Kufunda Village (ZW) 2019, eine dritte – nach der Corona-Pause – in Tansania 2021, eine vierte 2022 in Uganda. In diesem Jahr rundet sich das auf fünf Module veranlagte Weiterbildungskonzept in Sansibar ab und wird im kommenden Jahr erneut mit dem ersten Modul voraussichtlich in Namibia fortgesetzt.

Finanzielle Unterstützer/innen gesucht

Bisher ist es mithilfe der Unterstützung anthroposophisch orientierter Stiftungen gelungen, diese Arbeitswochen – mit jeweils 100 bis 130 Teilnehmenden – durchzuführen. Da dies 2023 erstmals nicht gelang, mussten wir einen Kredit aufnehmen in der Hoffnung, diesen bis zum Jahresende zurückzahlen zu können. Daher freuen wir uns, wenn möglichst viele, die dies lesen, sich nicht nur für den Charakter dieser anthroposophischen Grundlagenarbeit in Afrika interessieren, sondern das AAAT vielleicht auch mit einer Spende unterstützen.

Denn: Da es für die notwendige Inten­sität der Arbeit unerlässlich ist, unter einem Dach zu wohnen in einer ruhigen Umgebung und in Räumlichkeiten, die sowohl die gemeinsame Morgeneurythmie in einem dafür geeigneten Saal ermöglichen sowie auch die täglichen goetheanistischen Natur­betrachtungen draußen in Kleingruppen und drinnen für das Textstudium, macht die Buchung eines passenden Veranstaltungsortes die Hauptlast der Kosten aus – neben der notwendigen Unterstützung der Teilnehmenden, die die Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung nur zum Teil oder nur geringfügig selber tragen können. So beträgt der Zuschuss für diese Arbeit jährlich 30 000 bis 40 000 Euro für Vorbereitung und Durchführung der Arbeitswoche.

Dieselbe Größenordnung an Spendenbedarf war uns auch aus der jahrelangen Durchführung der internationalen Ärzteausbildung IPMT in finanzschwachen Ländern bekannt, wo selbst Ärztinnen und Ärzte zum Teil sehr wenig verdienen, wie wir es uns in Europa nicht vorstellen können. In Afrika ist vielerorts die soziale Situation noch prekärer, wobei jeder sein Mögliches zu den Aufwendungen beiträgt. Die Dozierenden verzichten auf jedwedes Honorar und tragen – wo immer möglich – auch ihre Flug- und Reisekosten selbst.

Länder- und berufsgruppenübergreifende Freundschaften

Das Schöne an der AAAT-Arbeit ist, dass es eine freie Initiative des Geisteslebens ist, die so lange existieren wird, solange es einen Ort und Menschen gibt, die sich eine solche Grundlagenarbeit wünschen. Die Teilnehmenden sind überwiegend neu in der Anthroposophie, eine größere Anzahl hat sich Grundlagen in Heilpädagogik, Waldorf­pädagogik und biologisch-dynamischer Landwirtschaft angeeignet und ist dankbar für die angebotene Vertiefungsarbeit.

Die gemeinsame Morgeneurythmie bereitet zugleich auf die goetheanistische Naturbetrachtung vor, die ihrerseits wieder ergänzt wird durch ein Studium von Texten Rudolf Steiners über einen Übungszusammenhang aus dem Buch ‹Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?› (GA 10) oder menschenkundliche Grundlagen aus dem Buch ‹Theosophie› (GA 9).

Der ganze Nachmittag ist dann den anthroposophisch inspirierten Berufsfeldern gewidmet. Dabei entscheidet die örtliche Vorbereitungsgruppe, welche Themen sie sich wünscht. Das umfasste in diesem Jahr die Themen Klimawandel, ökologische und soziale Fragen, Landwirtschaft, Architektur, Kleinkindpädagogik, Heilpädagogik, Notfall- und Medienpädagogik sowie Kunsttherapie. Dabei werden Dozierende aus den afrikanischen und europäischen Ländern gleichermaßen einbezogen, die teils auch die Kurse gemeinsam durchführen. Die Abende dienen dem Tagesrückblick, der gegenseitigen Vorstellung von Initiativen und Projekten (‹Marktplatz›) sowie der Fragenbeantwortung und ergänzenden Betrachtungen.

Auf diese Weise entstehen länder- und berufsgruppenübergreifende Freundschaften und Netzwerke, die in die Zukunft weisen.


Spenden aus der Schweiz und Deutschland via ELIANT
Verwendungszweck ‹AAAT Support Fonds›
Absendeadresse für eine Spendenbescheinigung

Web
All Africa Anthroposophic Training