Eine Zukunft, die wir wollen
Liebe Leserin, lieber LeserUnsere Geschichte ist geschrieben. Nicht aber unsere Zukunft.» So argumentiert Alexandria Ocasio-Cortez, die gegenwärtig jüngste Abgeordnete im US-amerikanischen Repräsentantenhaus (Demokraten), für eine Transformation der Gesellschaft. «Unfuck My Future» drückt das noch kürzer und etwas drastisch ein oft geteiltes Plakat der Fridays-for-Future-Schülerbewegung aus.
Es werden vielerorts die sich zunehmend polarisierende Welt beschrieben, die Folgen eines wuchernden Materialismus als prägendes Zivilisationselement und gleichzeitig das Aufwachen junger Menschen für die Folgen für die Natur, die eigene Mitverantwortung für die Zukunft und das Entstehen einer neuen Solidarität über geografische Entfernungen hinweg.
Positive Gegenmittel
Was kann als positives Gegenmittel eingesetzt werden? «Mach dein Leben zu einem Gegengewicht, um die Maschine aufzuhalten», schreibt Henry David Thoreau 1849 in ‹Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat› – heute auch im Hinblick auf Großkonzerne, Systemzwänge und die gesellschaftliche Haltung des ‹Weiter-wie-Bisher› zu lesen.*
Unsere Geschichte als Anthroposophische Gesellschaft ist seit dem Tod Rudolf Steiners 1925 gewissermaßen ‹geschrieben›. Auf ihr bauen wir auf – trotz allem. Die Zukunft aber ist offen und hängt von uns gegenwärtig Handelnden ab, einzeln individuell ebenso wie als eine frei sich bildende Gesellschaft. Überall auf der Welt sind Menschen tagtäglich dabei, aus ihrer inneren Verbindung zur Anthroposophie und in ihrem konkreten sozialen Umfeld ein solches ‹Gegengewicht› zu schaffen. In den Worten von Wilhelm Ernst Barkhoff: «Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden durch Bilder einer Zukunft, die wir wollen.»
Was ist das für eine Haltung, aufgrund derer die Menschen, inspiriert durch die Anthroposophie, tätig sind und selbst unter widrigen Umständen durchhalten? Ist dies nicht eines der Elemente einer mit dem Zeitgeist zusammenarbeitenden ‹michaelischen Haltung›? Wie können wir als Anthroposophische Gesellschaft für die vielen Mitwirkenden und Mitträger dieser Impulse eine fruchtbare Kraftquelle schaffen?
* Zitate aus einer Anzeigen-Sonderveröffentlichung des Künstlerhauses Mousonturm, Frankfurt am Main (DE), und der RheinMainMedia vom 17. August 2019.