Europa und die EU
Von 21. bis 23. August 2019 fand in Brüssel im Zentrum der EU-Institutionen die zehnte Tagung ‹Die Seele Europas› mit rund 150 Teilnehmenden statt.
Während die Tagungsreihe ‹Die Seele Europas› während Jahren im ostmitteleuropäischen Raum durchgeführt worden ist, hat sich neu ein Pendelschlag zwischen Ost und West ergeben: 2018 war sie in Tbilissi (Georgien), jetzt in Brüssel (BE); 2020 findet sie in Jekaterinburg (RU) und 2021 voraussichtlich in London (GB) statt.
Man konnte eindrücklich die Einrichtungen, das Funktionieren und die Probleme der Europäischen Union erleben. Mario Damen schilderte bei einer Exkursion die Organe der EU und ihre Entscheidungsmechanismen und führte durch das europäische Parlament mit über 700 Mitgliedern und einem unübersehbaren Stab von Dolmetschern.
Gerald Häfner und Paul Mackay zeigten Mängel und Fehlkonstruktionen auf: Die EU wird meist von aus Regierungen gebildeten Organen gelenkt, der Einfluss der Bürger ist gering, es gibt wenig Beteiligung der Zivilgesellschaft, viel Einfluss großer Interessengemeinschaften. Die monetären Einrichtungen sind alles andere als sozial gesund. Alexander Gerber und Michaela Glöckler konnten aber auch berichten, wie die professionelle Lobby der biodynamischen Landwirtschaft und der Anthroposophischen Medizin durchaus mit gewissem Erfolg arbeitet.
Europa umfasst mehr als die EU
Oft wird die EU mit Europa identifiziert. Aber die EU ist nicht Europa. Zu Europa gehören, abgesehen von der Schweiz und Norwegen, ganz wesentlich auch Russland und die Ukraine. Doch in den Referaten ging es auch inhaltlich um Fragen nach der ‹Seele Europas›. Hier nur wenige Motive: Europa ist nicht das Europa der Institutionen, auch nicht das Europa der Idee, es lebt dort, wo sich die beiden begegnen, wo sich Form und Möglichkeiten verbinden, so Christine Gruwez (BE). Andrej Zhiltsov (UA) beschrieb Gliederungen innerhalb Europas, die durch eine lange Geistesgeschichte verständlich werden. Christiane Haid (Goetheanum) sprach von Heimatlosigkeit und Bewusstseinsseele. Stephan Kirste (DE) und Jaap Sijmons (NL) schilderten philosophische Aspekte zum Entstehen eines Bewusstseins von Europa.
Siehe auch Beitrag im ‹Forum›.